Eine schöne Liebe finden

Liebe Mitmenschen!

Eine zugige Wartehalle. Eine handvoll Menschen warten auf den nächsten Zug und leichte Flocken fallen vom Himmel herab. Es gibt einen kleinen Kaffeeladen, ein warmes Plätzchen, um den sich die Menschen versammeln. Sie bestellen Milchkaffee, Espresso, Kaffeelatte … und reichen das Geld über die Theke. „Trinkgeld ist gut fürs Karma“ steht links auf einer Dose und der ein oder andere gibt mit einem Lächeln etwas mehr als er muss. Weihnachten – das Fest der Liebe. Maria hält ihr Neugeborenes liebevoll lächelnd im Arm. In einem alten Gebet nennen sie Menschen die „Mutter der schönen Liebe“. Eine seltsame Bezeichnung. Ist Liebe nicht immer schön? Kann Mutterliebe nicht ausschließlich überfließen wie ein nie versiegender Strom? Nein, in unserer zugigen Welt, ist Liebe nicht immer schön. Nein, nicht alle Hürden kann sie überwinden. Manchmal ist sie von ihrer Bestimmung schmerzlich getrennt.

Nicht immer geben wir mehr als wir müssen … denn wer liebt, der öffnet sein Herz und ist berührbar, mit einem Mal verletzbar. Der ist manchmal ziemlich wehrlos, fast ohnmächtig, wenn er an Stellen berührt wird, wo es wehtut, wo alte Wunden liegen … und manchmal bereitet es dem anderen geradezu eine diabolische Freude, genau dort hinein zu piksen. In einer Liebe nicht verstanden zu werden und nicht zu verstehen, das macht einsam. Manchmal einsamer als sich klar für ein Single Leben zu entscheiden.

Was ist eine „schöne Liebe“? Wenn mir Menschen bei einer Trauerfeier sagen: „Das haben sie schön gemacht.“, dann glaube ich meinen Sie etwas, das sich mit passend oder stimmig übersetzen lässt. Eine Beerdigung ist dann schön, wenn sie stimmt. Worte und Stimmungen, die dem Verstorbenen und den Trauernden gerecht werden. Eine Situation in der es „passt“. Und eine Liebe ist dann schön, wenn sie stimmt. Wenn sie Menschen aufrichtet und sie in einem geistlichen Sinn über sich hinauswachsen können.

Eine schöne Liebe, die sich herschenkt und gibt – und nicht ausschließlich eigene Bedürfnisse ganz oben an setzt. Eine Liebe, die dennoch aus der Kraft lebt, die eigenen Bedürfnisse zu achten. Die aushalten kann und Kräfte sammelt, bis ihr Feuer Funken sprüht und andere erwärmt. Eine Liebe, freigiebig und großherzig. Maria – diese junge Frau und Mutter – wird ihren Gott oft genug nicht verstanden haben. Doch sie liebt, auch wenn nicht alle Fragen ausgeräumt und alle Zweifel beseitigt sind. Das ist eine „schöne“ Liebe.

Wenn sie nicht an zu viele Erwartungen gebunden ist. Wenn es Freiraum gibt, in dem sich beide bewegen können. Wenn der Lebensrucksack wie eine Wundertüte – ohne zu sehen und auszusortieren – angenommen ist. Eine Liebe, die den anderen frei lässt, der Mensch zu werden, der er sein will. Eine Liebe, die im anderen ein Geheimnis sieht und es achtet – und ihn nicht zu dem verbiegen möchte, wie ich ihn oder sie gern hätte. Eine schöne Liebe entsteht, wenn wir lieben, obwohl wir nicht begreifen.

Heute ist diese Liebe für Sie hoffentlich ein Handeln auf eine Stimme des Herzen hin. Dem Geheimnis der Weihnacht zu „glauben“ heißt auch: Nicht verstehen und sich doch hingeben. Ja, sagen, trotz aller Zweifel und Fragen. Dass ein Gott Mensch wird, ja, ein Kind in der Krippe. Das ist „Gottes schöne Liebe“. Gott liebt seine Menschen. Mit einer Umarmung und einem Lächeln tritt er in Beziehung. Eine schöne Liebe, vor der wir staunend stehen mit Maria und Josef, den Hirten, den Weisen aus dem Morgenland. Staunend – wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum. Reich beschenkt und stimmig.

Es grüßt Sie herzlich Pfarrerin Denise Scheel

Hoffnung für jeden Tag im Advent

Liebe Mitmenschen!

Heute am 2.12 grüße ich Sie mit dem Tageswort: „Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon.“ 1. Joh 2,8 Das sind dieser Tage herausfordernde Worte, wo doch angesichts abgesagter Weihnachtsmärkte und regional sehr verschiedenen Situationen in den Schulen, Krankenhäusern und auf den Arbeitsstellen – manches erhoffte Licht erloschen ist und jetzt graue Töne in den Gesichtern und Stimmungen vorherrschen. Wir haben alle gemeinsam gehofft, dass dieses Weihnachten wieder mehr „normal“ sein kann und nun stehen wir vor noch größeren Herausforderungen im Ehrenamt und im Hauptamt als noch im letzten Jahr. 3 G im Gottesdienst und 2 G + für Chöre und Konzerte. Eine große Verantwortung auf allen Seiten. Die Gemeinderäte werden in den nächsten Wochen beschließen, wie und ob Gottesdienste in Ihrem Ort stattfinden können. Bitte schauen Sie in Ihre Schaukästen vor Ort!

Aus meiner Wahrnehmung haben Sie als Gemeindekirchenräte und Gottesdienstbesucher die Situation bisher vor Ort nach besten Kräften gemeistert. Ich kann verstehen, wenn die Kräfte nach 1,5 Jahren schwinden. Angesichts der Schwere der Situationen in den Häusern ist es auch in Ordnung, jetzt sprachlos und kraftlos zu sein. Manches Mal fehlen jetzt einfach die Worte. Wir bemühen uns weiter mitzugehen, mitzutragen und auszuhalten, was einfach kaum auszuhalten ist. Trauernde danken es in aller Stille. Kleine Gesten bleiben wichtig. Gehen wir Schritt für Schritt nach unseren eigenen Kräften.

In den Begegnungen vor Ort kommt es manchmal wohlwollend zurück: „Schön, dass die Kirche noch da ist“. Als geistlichen Impuls für jeden Tag lade ich Sie herzlich ein in die Impulse der Stadtgemeinden in Leipzig einzutauchen … wie ein kleiner Bummel über einen virtuellen Weihnachtsmarkt. Viel Freude damit!

www.adventskalender-leipzig.de

Es grüßt Sie herzlich

Pfarrerin Denise Scheel