Das ehemalige Pfarrhaus in Vogelsberg wechselt den Eigentümer

Liebe Gemeinde!

Mitte April wurde geräumt, geputzt und sortiert vom Dachboden bis in den Keller. Alles was geschichtlich relevant ist, wird archiviert. Der lange Entscheidungsfindungsprozess ist in diesem Punkt zum Abschluss gekommen und das ehemalige Pfarrhaus wechselt den Besitzer. Für die verantwortlichen Kirchengemeinderäte stellt dieser Weg die einzige Möglichkeit dar, das Haus auch in Zukunft in einem guten Zustand zu erhalten. Die Kirchengemeinde verfügt nicht über die finanziellen Mittel, die nötig wären das Haus mit Dach- und Kellersanierung in Zukunft auf gute Füße zu stellen. Der Notarvertrag ist am 30.3.21 unterzeichnet worden. So Gott will sind in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft die neuen Eigentümer: Herr Phiesel und Frau Peter aus Weimar. Sie stellen sich Ihnen hier selbst vor:

„Hallo liebe Vogelsberger!

Wir – die Familie Phiesel/Peter – werden Ihre Gemeinde in diesem Jahr um fünf tatkräftige, aufgeschlossene und familiäre Mitmenschen erweitern und freuen uns schon sehr darauf, zukünftig ein Teil der Gemeinde Vogelsberg zu sein. Wir bestehen aus unserem Familienhund Teddy (1/2 Jahr alt), Martha (4), Carl (5), Bennet (8), Maike (30) und Christian (32). Die beiden Jüngsten werden den örtlichen Kindergarten für sich entdecken und im Anschluss in der in Vogelsberg ansässigen Grundschule die Grundsteine Ihrer Schulkarriere legen. Maike ist als Technologin für Radiologie im Gesundheitswesen in einem Krankenhaus und Christian im Schul- und Bildungswesen tätig. Unser Familienhund Teddy unterstützt Christian bei seiner täglichen Arbeit als Schulbegleithund für geistig beeinträchtigte Kinder und Jugendliche an einem Förderzentrum.
Gemeinsam werden wir ab diesem Jahr das ehemalige Pfarrhaus in Vogelsberg unser Eigen nennen und in unser neues Zuhause verwandeln dürfen. Auf neue Bekanntschaften als auch auf persönliche Begegnungen und Gespräche mit Ihnen allen freuen wir uns schon sehr.
Bis sehr bald!

Ihre Familie Phiesel/Peter“

Muss alles seine Ordnung haben? – Rabbuni! – Osterpredigt

Rembrandt. Noli me tangere/Berühre mich nicht. ca. 1638 Federzeichnung, Joh 20, 11-18

Liebe Gemeinde! Liebe Interessiere!

Alles muss seine Ordnung haben! Gerade in Krisenzeiten hilft das und gibt Halt. Gerade jetzt bringt uns alles Außerordentliche, also alles außerhalb der Ordnung, alles, was unerwartet anders ist, an den Rand des Erträglichen, ja des Zumutbaren.

Ähnlich erging es wohl Maria Magdalena am Ostermorgen. Sie läuft früh zum Grab ihres Herrn und findet es leer. „Maria aber“, so beginnt der Bibeltext, „Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte.“ Für sie ist jetzt alles zu viel. Hier hat nichts mehr seine Ordnung. Und wir können sie, denke ich besonders vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie gut verstehen.
Viele Menschen haben seit Beginn der Pandemie jemanden verloren, den sie geliebt und geschätzt haben. Manche kannten wir näher und andere aus der Ferne. Zahlen laufen anonym seit mehr als einem Jahr jeden Tag über den Bildschirm. Hinter jeder Zahl steht ein Menschenleben. Mit Träumen, Wünschen und Hoffnungen. Manchmal mit einem schweren Leidensweg zuletzt. Wir haben ihn oder sie begraben müssen, das ist unfassbar. Der Tod als Folge dieses schrecklichen Virus, aber auch als Folge von Unfall oder Gewalt zwingt uns dazu Abschied zu nehmen. Er ist die Grenze, auf die unser Leben hinläuft. Wir wissen, dass alle Menschen sterben müssen. Es gehört zu unseren Erfahrungen, dass wir immer wieder an Gräbern stehen, bis wir irgendwann unser jeweils eigenes Grab finden.

Nun aber für das Weitere fehlt uns die Erfahrung. Und nach unseren Ordnungen kann und soll das auch nicht geschehen. Und es bedarf einiger Fantasie, sich das mit dem Grab eines eben gerade begrabenen geliebten Menschen vorzustellen. Es ist gegen jede gewohnte Ordnung, dass das Grab wieder offen ist. Können wir uns diesen Schock, dies Entsetzen wirklich vorstellen?
Auf der Federzeichnung von Rembrandt wird diese Situation der Maria Magdalena mit wenigen Strichen eingefangen. Wir erkennen sie am Grab verzweifelt hingesunken. Hinter ihr sehen wir den Weg, den sie gekommen ist. Angedeutet nur ist die Stadt Jerusalem, die hier mit den Felsen und Häusern fast an moderne Städte erinnert. Deutlich erkennen wir die drei Kreuze und zwei menschliche Gestalten, die zwischen den Kreuzen und Maria auf dem Weg sind. Vielleicht sind es die beiden Jünger, die in ihrer Verzweiflung näher an den Kreuzen als am leeren Grab sind. Zwischen Karfreitag und dem Ostermorgen. Dem Schmerz des Abschieds noch nicht entglitten … es ist noch der Blick zum Kreuz.

Maria ist auf Golgatha gewesen. Sie hat das Sterben Jesu mit angesehen und durchlitten. Mit ihm sind ihre Zukunftsperspektiven, ihre Hoffnungen und ihr Glaube gestorben. Sie ist dabei, als der leblose geschundene Körper Jesu vom Kreuz genommen und in aller Stille ins Grab gelegt wird. Sie sieht, wie das Grab verschlossen wird. Und am dritten Tag kommt sie zurück zum Grab. Nur eins ist ganz anders, als wir uns das bisher vorgestellt haben. Das Grab ist nicht leer. Nur der Verstorbene ist nicht da. Stattdessen sind da zwei Engel in weißen Gewändern. Woher sie kommen, wer sie sind, wird nicht erläutert und überlegt. Und Maria ist so in ihrer Ordnung gefangen, dass sie zwar mit ihnen spricht, aber sich nicht über sie wundert. Sie ist so sehr bei sich, bei ihrem Verlust, dass sie nur diesen formulieren kann: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“

Das ändert sich auch nicht, als dann jemand zu ihr tritt. Lässig lehnt er sich auf ein Mäuerchen oder einen Felsvorsprung auf dieser Rembrandt-Zeichnung. Er trägt einen großen Hut als Sonnenschutz und scheint in der Hand einen Spaten zu haben. Ganz entspannt, die Beine in einer Standbein-Spielbeinposition, steht er da und nimmt Maria Magdalena in den Blick. Er ist ganz zugewandt, hält aber Abstand.

Maria Magdalena aber, so hören wir, kann sich weder auf die Engel noch auf Jesus selbst einlassen. Es muss doch alles seine Ordnung haben. Und danach gehört der Verstorbene in sein Grab und nirgendwo anders hin. Sie will diese Ordnung wiederherstellen und erbittet dazu alle mögliche Hilfe. Und so fragt sie Jesus, den sie für den Friedhofsgärtner hält, „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.“
Der auferstandene Jesus aber spricht sie nur mit ihrem Namen an: „Maria!“ Wir können wohl kaum ermessen, wie viel Zuwendung und Trost, wie viel Zuneigung und Liebe hier mitschwingt, und ahnen es doch am von Rembrandt gezeichneten Blick. Ein heller geschützter Raum entsteht, in dem Jesus und Maria Magdalena sind. Alles andere tritt in den Hintergrund. Jetzt wird die alte feste Ordnung mit diesem einen Wort für sie ausgehebelt. Die Schöpfungsordnung, dass alles auf den Tod zuläuft, der die feste Grenze für alles ist, wankt und zerplatzt wie eine Seifenblase. Mit diesem einen Wort ist für Maria alles anders. Ihre Ordnung, die sie wiederherzustellen sucht, wird durch eine ganz andere Ordnung ersetzt. Maria wird aus der Verzweiflung und Trostlosigkeit herausgerissen, und nichts hat mehr seine alte Ordnung. Unwillkürlich muss ich an das Jesaja-Wort denken: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

Maria antwortet auf Jesu Anrede auch nur mit einem einzigen Wort: „Rabbuni!“ Es ist ein Ehrentitel, der auf Deutsch mit „mein Meister“ oder „mein Lehrer“ oder auch „mein Herr“ wiederzugeben ist und höchste Anerkennung ausdrückt. Auch bei ihr schwingt ganz viel in diesem einen Wort mit. Es ist das Erkennen der Person und der Auferstehung, der Glaube und die Hinwendung, die Liebe und das uneingeschränkte Sich-dem-Auferstandenen-Anvertrauen. Und es ist das Erkennen, dass durch Gottes Handeln alle alte Ordnung überwunden ist.
Rembrandt hat all dies in die Haltung der Maria gezeichnet. Das verzweifelte Ringen der Hände wird zum Gebetsgestus. Der gramgebeugte Rücken bekommt neue Kraft.

In der Person Maria Magdalena wird das Unerwartete und Ungeheure der Osterbotschaft erfahrbar. In ihr wird nachvollziehbar, wie radikal das Ostergeschehen für sie selbst und auch die Jünger bis heute ist. Sie haben eben nicht schon immer auf die Auferstehung gehofft. Sie haben eben trotz aller Ankündigungen und Hinweise Jesu nicht schon immer gewusst, was nach der Kreuzigung geschieht. Sie haben eben nicht von sich aus auf einmal gemerkt, dass die Nähe Jesu für sie auch nach Tod und Begräbnis spürbar war. Die Auferstehung ist kein Bild dafür, dass die Sache Jesu weitergeht wie vorher. Das leere Grab hat sie zutiefst erschüttert und aufgerührt, aber auch entsetzt und mit Furcht versehen. Erst in der persönlichen Ansprache wird das anders. Erst als Jesus sie bei ihrem Namen ruft, entsteht der Osterglaube.

Und wie Maria bei ihrem Namen gerufen wird, werden es später auch noch die Jünger und wir, die wir Jesu Stimme in unserem Leben folgen. Zuerst in der Taufe, aber dann in den kleinen Dingen des Alltags, in jedem Gottesdienst und stillen Gebet. So können wir an diesem Osterfest mit Maria Magdalena und der ganzen Christenheit glaubend antworten und bekennen: „Rabbuni!“ Denn der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

Folgende geplante Präsenzgottesdienste entfallen aufgrund der hohen Inzidenzzahlen:

Osternacht, am 4.4.2021 um 6:00 in Großbrembach

Ostersonntag, am 4.4.2021 um 10:00 in Vogelsberg, um 13:00 in Kleinneuhausen

Ostermontag, am 5.4.2021 um 10:30 in Berlstedt

11.4.2021, um 9:00 in Kleinbrembach; 10:30 in Ellersleben

Folgende Hausandacht wurde für das Osterfest verteilt, gern können Sie es weiter versenden:

Hausandacht Ostern 21_Kleinbrembach


Musikstücke zum Hören vom Chor Queerbeet und Carolin Schabak am Klavier: