„Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ Mk 9,24

 

Wie zwei ungleiche Geschwister scheinen sie zu sein. Glaube und Unglaube. Sie können gemeinsam auftreten. Beide haben die gleichen Wurzeln. Sie können sich streiten oder versöhnt nebeneinander stehen. Sie stellen sich gegenseitig in Frage. Reiben sich aneinander. Wachsen mal in die Höhe und mal auseinander. Dieses Miteinander auszuhalten ist schwer. Lieber hätte ich das Leben und meinen Glauben etwas eindeutiger, als es oft ist. Mit Antworten, die dauerhaft sind, und Gewissheiten, die nicht ins Wanken kommen. Das Leben aber bewegt sich und steht nicht still. Die Stimmen in mir rufen parallel, nebeneinander, hintereinander … Dieses ganze Hin und Her brüllt der Vater des kranken Jungen hinaus, nein, es gibt kein Entwederoder, alles streitet zugleich in ihm. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“, schreit er Jesus entgegen. Und endlich, endlich geschieht etwas. Jesus gebietet der unheimlichen Macht, sein Kind, in Ruhe zu lassen. Die bäumt sich noch einmal auf und verschwindet dann. Und der Junge liegt still da. Wie tot. Entsetzt schauen die, die um ihn herum stehen, sich an. Doch Jesus tut einen zweiten Schritt: Er ergreift die Hand des Kindes und richtet ihn auf. Etwas völlig Neues und Außergewöhnliches ist geschehen. Ein Kind wird von einer schrecklichen Erkrankung geheilt. Erst nachdem Glauben und Unglauben lautstark heraus geschrien werden, wird dieses Kind geheilt. Ich ahne: Wenn der Boden unter meinen Füßen zu wanken beginnt, dann muss ich nicht immer glaubensstark sein, schon gar nicht, damit Gott mich weiter liebt. Er hält mich aus, wenn ich mich selbst kaum aushalten kann. Wenn ich verletzt bin und verzweifelt. Wenn mir nur noch zum schreien zu Mute ist. Ein erwachsener Mann, ein Vater, wirft sich mit seinem Glauben und Unglauben, mit seinem Hoffen und Zweifeln direkt in Jesus Arme. Mit der Jahreslosung für das Jahr 2020 sind wir eingeladen die Spannungen und ambivalenten Gefühle in uns wahrzunehmen und ihre Energie für das eigene Neu zu nutzen.

Es grüßt Sie herzlich Pfarrerin Denise Scheel