Jahreslosung 2018: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Offb 21,6
„Die paar Zentimeter kosten bei mir nichts!“. Es ist der Reißverschluss, der einfach nicht mehr hält. Bei der Abholung eines zur Reparatur gegebenen Kleidungsstückes lächelt mich die ältere Dame an der Tür an und drückt mir das nun wieder funktionstüchtige Stück in die Hand. Dann sagt sie die Worte, die sich wie Balsam auf meine Seele legen: „Die paar Zentimeter kosten bei mir nichts!“. Ich freue mich über so viel Liebenswürdigkeit und über ihr Lachen.
Wenn etwas nichts kostet, also umsonst ist, entsteht schnell das Gefühl, das ist jetzt auch nichts wert. Der Wert bemisst sich schließlich in der Wirtschaft am Preis, den jemand zu zahlen bereit ist. So die Lehre der Wirtschaftsbücher. In der Jahreslosung 2018 verschenkt Gott Wasser aus einer lebendigen Quelle umsonst. Da wird etwas gratis ausgegeben. Eigentlich müsste die Schlange an diesem Ort doch endlos sein. Doch die Durstigen kommen einzeln, langsam und mit Scheu näher heran. Ich gebe zu, auch ich bin nicht gerne bedürftig. Vielleicht ist ja mit Hintergedanken bei diesen Geschenken zu rechnen. Gibst du mir, dann heißt dass doch oft zwischen Menschen, gebe ich dir. Umsonst ist nur der Tod, so sagt der Volksmund ganz brutal. Schließlich leben wir hier in Deutschland nicht in Wüstenregionen. Wasser läuft ganz selbstverständlich aus den Hähnen. Durst ein Phänomen aus den Ländern in der Krise?
„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“
„Wissen wir, was es heißt, durstig zu sein? Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht. Trotzdem sterben jährlich über drei Millionen Menschen, alle zwanzig Sekunden ein Kind, an unzureichender Wasserversorgung. Unvorstellbar! Noch unvorstellbarer wäre es allerdings, wenn Menschen in gefährdeten Regionen das Angebot frischen Wassers ablehnten. Sie stehen Schlange mit ihren Krügen und Kanistern! Weil sie durstig sind und ohne frisches Wasser nicht überleben können. Doch geht es bei uns vielleicht um mehr als den Durst nach Wasser.
Es geht um den Durst nach Leben in all seinen Facetten. Die Angebote, die diesen Durst stillen, scheinen unbegrenzt zu sein. Und wir lassen uns das auch etwas kosten. Die einen investieren alles in Karriere und Anerkennung, in Gesundheit, in die Erfüllung eines Lebenstraumes oder setzen alles in Partnerschaft und Familie. Andere suchen ihr Glück in immer wieder neuen Beziehungen oder rennen von Event zu Event. Manche versuchen es mit einem alternativen Lebensstil bis hin zur Askese. Vieles passiert unbewusst. Das merken wir spätestens dann, wenn die Quellen versiegen, aus denen wir schöpfen. Wenn unsere Gesundheit wackelt, Beziehungen scheitern, Sicherheiten wegbrechen. Manchmal regt sich erst dann die Frage: Aus welchen Quellen lebe ich? Gott will und er allein kann unseren Durst nach Leben stillen aus einer Quelle, die nie versiegt.“
Die Bibel vergleicht uns selbst immer wieder mit Gefäßen. Keine makellos glänzenden, sondern ganz irdisch zerbrechliche Gefäße. Genau die will Gott mit seinem lebendigen Wasser füllen. Genau da hinein legt er den Glanz seines Wortes. Dort hinein legt er seine Geschichte, die uns einen erfrischend neuen Blick auf die wahrhaftige Quelle unseres Lebens gibt. Ich wünsche uns im Jahr 2018 Begegnungen mit Menschen, die mit einem Lächeln auf den Lippen Sätze wie diesen sagen können: „Die paar Liter kosten bei mir nichts“. Mögen wir Gott selbst in diesem Menschen entdecken.
Herzliche Grüße
Pfarrerin Denise Scheel